25.-26. Mai, Tag 57-58, km 884
Distanz zu Kennedy Meadows, dem Tor zur Sierra:
231 km
25. Mai, Tag 57
Am Morgen begrüßte uns schon um 6 Uhr die Sonne. Auf dem Programm standen 20 weitere Kilometer durch die Wüste, die geprägt ist von der Manzana Wind Farm und dem Alta Wind Energy Center (zweitgrößte Windfarm der Welt, 1.548 Megawatt, der Windpark versorgt 450.000 Haushalte mit Strom). Bereits nach 5 Minuten wurden wir neben der Straße von einem bemalten Karton mit der Aufschrift: "PCT-Hikers, Water and Gaterade" begrüßt. Unter einem wunderschönen Joshuatree stand eine riesige Kühlbox! Haben Wasser nachgefüllt und "Berry Punch" von Gatorade (populäres Sportgetränk) getrunken. Eine Literflasche haben wir dann noch mitgenommen. Das fing ja super an!
Es folgte eine recht monotone Strecke durchs Wüstental bis hin zum Einstieg in die Tehachapi Mountains. Schier endlos! Endlos auch die Windräder, die uns mit ihren tieffrequenten, surrenden und fiependen Geräuschen mehrere Stunden hypnotisierten. Dann der Aufstieg von 1.000 auf über 1.900 Meter, verteilt auf 12 Kilometer. Den wollten wir unbedingt hinter uns bringen, da für den nächsten Tag Sturm und Regen vorhergesagt waren. Das leuchtende Spiel zwischen Sonne und Wolken sorgte an diesem Abend für beeindruckende Panoramen. Gegen 19:30 Uhr fing es zu regnen an. Toller Regenbogen! Der Regen war glücklicherweise nicht von langer Dauer. Eine Stunde später war's dann dunkel und wir waren froh, nach insgesamt 32 "harten" Kilometern bei kühlen Temperaturen einen geschützten Platz fürs Zelt zu finden. Da es am nächsten Tag ab 6 Uhr regnen sollte, wollten wir um 5 Uhr aufstehen um beim Abstieg nach Tehachapi/Mojave dem Regen zuvor zu kommen.
26. Mai, Tag 58
Wir sind tatsächlich 6:45 Uhr weggekommen (neuer Rekord!) und haben gehen 11 Uhr, nach 15 Kilometern (und fast ohne Regen), die Tehachapi Willow Spring Rd erreicht, von der aus man per Anhalter sowohl nach Tehachapi als auch nach Mojave kommt, wo wir ein Zimmer im Desert Inn gebucht hatten (jeweils ca. 15 km entfernt). Kurz vor der Kreuzung lagen Wasserflaschen, Sprite-, Pepsi- und Bierdosen für Hiker bereit. Einfach nur toll! Schnell jeder 'ne Pepsi getrunken und eine Bierdose für später eingesteckt.
Wir entschieden uns zuerst nach Tehachapi zu fahren, um dort zu frühstücken und uns die Stadt anzusehen. Wir bekamen sofort einen Hitch-Hike! Mitch, Trailname Mango Bango, nahm uns mit. Mango Bango musste vor einigen Wochen den PCT wegen Fußproblemen verlassen (stressfactor im Jacinto-Gebirge bekommen) und folgt jetzt seiner Hikergruppe mit einem Mietwagen von Resupply-Ort zu Resupply-Ort. Nach seiner Genesung möchte er allerdings auf den Trail zurückkehren. Bekamen im Auto sogar noch tolle Donuts angeboten. Tehachapi ist übrigens bekannt durch den sogenannten Tehachapi-Loop! Die Kreiskehre überwindet den Höhenunterschied in Form einer 1,17 Kilometer langen schleife. Lange Züge überqueren sich auf diese Weise selbst. Link
Wir kehrten in die German Bakery, Kohnen's Country Bakery, ein und aßen ein Poor Boy Sandwich für zwei Personen und tranken literweise Kaffee, der spitze war. Die Bäckerei wird von Coleen und ihrem Mann Thomas, der aus Bottrop kommt, geführt. Mit Coleen haben wir ein schönes Interview geführt. Ein Wiedersehen gab's mit Mike-Downhill, der bereits seit zwei Tagen in der Stadt war und uns in der Bäckerei besuchte. Auch Stefan aus der Schweiz kam noch zu uns an den Tisch.
Leider mussten wir feststellen, dass Sabines Trekkingpoles, die wir draußen hatten stehen lassen, weg waren! Ollis standen noch da - waren für die Langfinger wohl zu sehr verbogen! Daniel, der oben in den Mountains den stimmungsvollen Platz mit Stühlen, Sonnenschirnen und einigen "goodies" eingerichtet hat, unterhielt sich mit yhijrrn und sprach sich uns an. Er fuhr uns dann ins Big Five fahren, wo es allerdings nur billige Trekkingpoles gab. Haben dann auch tatsächlich auf Ratschlag von Matt, der Gas kaufte, die billigsten genommen, da sie nur ca. zwei Wochen, bis Kennedy Meadows, halten müssen. Dort gibt es einen gut sortierten Outdoorladen, wo wir dann etwas Gescheites kaufen wollten. Tja, das Abenteuer PCT wird langsam teuer! Sabine hat dann noch gleich im nebenan gelegenen Grocery Resupply gemacht, während Olli zur Backery zurückgetrampt ist, um noch vor Ladenschluss die Rucksäcke, die wir dort abstellen durften, zu holen. Nicht ohne noch ne Nussecke, einen Schokodonut und heiße Schokolade zu verputzen.
Inzwischen war es 18.30 Uhr geworden, Sabine mit dem Einkauf zurück - sie hat direkt vor dem Supermarkt eine Frau im Auto angesprochen, die sofort bereit war, sie zur Bäckerei zu fahren - und es regnete in Kübeln und war saukalt. Nun mussten wir noch einen Hitch-Hike nach Mojave bekommen. Eine Fahrt von immerhin ca. 30 Minuten. Aaron, ein Fußgänger, gab uns noch den Rat, in der Tehachapi PCT Facebookgruppe einen "ride" zu erfragen. Er hat dann selbst auch ganz lieb gepostet, dass wir sehr nett seien, unsere Poles weggekommen seien und einen "ride" nach Mojave bräuchten. Er wollte in 20 min nochmals nach uns sehen, ob wir weg seien. Eine wirklich hikerfreundliche Stadt. Schon bald hielt ein Auto an. Und wer war's? Es war doch tatsächlich wieder Mango Bango, der uns schon am Vormittag gefahren hatte, der inzwischen mit Spice, einer Hikerin aus seiner Gruppe, unterwegs war und uns zufällig gesehen hatte! Wow, Glück muss man haben! Und wieder gab's einen Donut 😊.
Kamen dann endlich im Dessert Inn an und haben dort ein einfaches, aber gemütliches und außergewöhnlich sauberes Motelzimmer bezogen. Geführt wird das Motel von einem sehr liebenswerten, aber auch recht schrulligen indischen Ehepaar (SP und Bouna). Olli musste dann noch den Verlust einer seiner Crocs feststellen. Ist wohl auf der Wanderung an einem Baum hängengeblieben ... Ein verlustreicher Tag! Konnten am Abend wenigstens noch unsere Wäsche machen.